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Sandy Knaller in Schusslingen

9     Die »la Bomba« knöpfen wir uns jetzt mal vor!

Yannis, in seinem gebrochenen Deutsch mit griechischem Akzent, meinte zu Heinrich: »Wir sein jetz in eine richtige Kriminale«. Heinrich lachte: »Ja, jetzt wird’s bombastisch.« Und er fuhr mit Yannis auf dem Sozius zum Schützenhaus. Dort herrschte emsiges Treiben. Die noch teilnehmenden Schützen, insbesondere die Flinten-Girls, waren begeistert vom Armbrust-Schiessen und nahmen die verschiedenen Waffen von Don Patrone immer wieder zur Brust.

Heinrich, in der Schützenstube angekommen, fand Sandy Knaller bei einem Bier. Ihr Pegel und die gute Laune waren am Steigen. Sie sassen zu dritt an einem der hinteren Tische: Don Patrone, Fritz von Flint, der Kassier und eben die Knaller. Der ganze Workshop war, wie es der Armbrust-Chef darstellte, eine sehr teure Angelegenheit. »Proschuss« besass im Moment kein Geld und dementsprechend verliefen die Preisverhandlungen in die ganz tiefen Abgründe der Vereinskasse. Fritz von Flint, zwar käsebleich, hatte aber den von Egidius (er hatte zwischendurch mal das Du angeboten) geforderten Betrag von 6‘400 Franken auf immer noch stattliche 4‘900 heruntergehandelt. Jetzt wurde es harzig.

Heinrich machte sich mal bei Sandy bemerkbar und flüsterte ihr zu, er hätte da noch eine ganz brisante und explosive Geschichte auf Lager. Die er ihr aber gerne draussen unter vier Augen erzählen würde. Yannis war in dieser Zeit bereits draussen in Deckung gegangen, von wo aus er die »la Bomba« beobachten konnte. Diese Sache musste jetzt kriminaltechnisch auf höchstem Niveau angegangen werden!

Doch auch andere und offiziellere Stellen waren an der
Graziella la Bomba interessiert. Es waren höchstens fünf Minuten verstrichen, als eine Limousine mit im Fond ab­gedunkelten Scheiben in ziemlich rasantem Tempo vorfuhr und beim Schiessplatz bei den erstaunten Armbrust-Schützen anhielt. Drei Männer entstiegen dem Fahrzeug und dann ging alles sehr schnell: Sie sprachen die »la Bomba« kurz an, die Handschellen klickten und die völlig perplexe Frau verschwand im Fond des zügig wegfahrenden Autos. Die ganze Aktion hatte nur kurze Zeit gedauert und ringsum war der ganze fröhliche Betrieb verstummt. Auch Yannis hatte sich wieder gefasst und eilte ins Schützenhaus. Da drinnen hatte niemand etwas bemerkt und er rief, immer noch etwas bestürzt: »Die Bombe ist hochgegangen«. Was er damit meinte, musste er der Runde zuerst erklären. Irgendwann begriffen es dann alle und Don Patrone fiel aus allen Wolken und landete abrupt in der Wirklichkeit.

10   Mafia hier und Mafia dort, nur »la Bomba« ist jetzt fort

Im Nachhinein vermutete Yannis, dass einer der drei Männer, die »la Bomba« dingfest machten, dem Livio Granate glich. Sicher war er sich aber nicht, ihm schien er ein typischer Italo mit dunkler Sonnenbrille. Der eingebürgerte Livio, ein ehemaliger Carabiniere aus dem Friuli, hatte jetzt vermutlich die Seite gewechselt und heuerte hier bei einer Privatpolizei an – oder waren es doch die »Kantönler« in Zivil gewesen? Man würde sicher in der Montags-Ausgabe vom »Freischütz« unter der Rubrik »Blindgänger« darüber lesen.

Sandy Knaller brachte mal wieder ihren Lieblingssatz und das nicht ohne Hintergedanken: »Schluss für heute, keine Beute.« Egidius meinte, auch in diesem Falle hätte er ein Nachsehen, und für den ganzen »Armbrust-Aufwand« würde er nur 3‘000 Franken in Rechnung stellen. Fritz von Flint kriegte daraufhin einen Hustenanfall, nicht wegen dem Betrag, sondern er hatte sich am Bier verschluckt.

Während Don Patrone die Anlage mit seinen Helfern abzubauen begann, beruhigte Sandy den armen Schlucker und äusserte sich Fritz gegenüber, sie kenne da noch den Rainer Vorschuss, Financier und Leiter einer Regionalbank. Der werde das nötige Kleingeld schon für »Proschuss« lockermachen. Und insgeheim freute sie sich schon jetzt auf ein »Date« mit ihm.