Verdemotta ruft
36 Die Abreise mit Salvine
Der letzte Tag in Verdemotta zeigte sich wettermässig von seiner schönsten Seite. Der Herbst in seiner »Spätblüte« zog noch einmal alle Register. Die intensiven Farben der Bäume, Wälder und das Firneis strahlten im morgendlichen Sonnenlicht, dass es eine Freude war. Nur Sandy und Salvine machten ein etwas trauriges Gesicht. Jetzt galt es ernst, und bevor der erste Schnee hier oben die Wiesen verglitzerte, wollten sie wieder im Unterland sein. Der kleine Lastwagen der »Badegger Transporte« hatte die allergrösste Mühe, auf der schmalen Fahrstrasse ans Ziel zu kommen. Dem Fahrer gelang ein Kunststück. Beinahe die ganze »Mannschaft« von Verdemotta half den beiden die liebgewordene Wohnung auszuräumen. Was Salvine nicht mehr brauchte, verschenkte sie an die Bewohner, doch die rustikale Badewanne kam natürlich mit.
Es brauchte das Geschick von vier starken Männern, schlussendlich die sperrige und äusserst schwere Wanne hinaus- und die schmale Holztreppe hinunterzutragen und zuwuchten. Mehrmals mussten die umzugsgewohnten »Badegger-Leute« Anweisungen geben, damit sich niemand die Finger einklemmte und das rustikale Objekt an verschiedenen Ecken und
Kanten der engen Wohnung ja keinen Schaden nahm. Salvine war da sehr besorgt, dass mit ihrem »Schmuckstück« nichts passierte. Unter Fluchen, Stöhnen und Ächzen hatten es die Vier endlich geschafft. Mit der Hebebühne des Lastwagens fuhr sie dann ein letztes Mal vor der Talfahrt in die Höhe. Als Dank spendierte Salvine ihnen einen Drink, den sie aus einer Kühlboxe zauberte.
Die Ladung auf dem kleinen Laster war festgezurrt und gesichert. Die Taschentücher für den unweigerlichen Tränenfluss verteilt, keiner wollte den Abschied noch länger hinauszögern. Mit Müh und Not zwängten sie schlussendlich Fabio in seine Hundeboxe, das würde eine Tortur werden auf der langen Heimreise nach Wasserau. Arti, äusserlich ruhig und gefasst, brachte ihnen noch frische Feigen als Abschiedsgeschenk aus seinem Garten. Er umarmte beide und kehrte dann schnell in sein Monti zurück. Enziana, Edgar und Siegmund taten es ihm gleich und verschwanden dann in ihren Häusern. Roswitha war nicht anwesend, sie sammelte mit
Giovanni Kastanien. Salvines Auto blieb in Bondolino, sie fuhr zusammen mit Sandy und Fabio in eine neue Zukunft. Auch die Scheibenwischer ihres knallgelben Autos konnten ihre Tränen nicht trocknen.